Meisterwerk mit verschwiegenem Titel

 Ich weiss, ich habe das schon ungefähr eine Million mal erzählt. Ich hab’s so oft erzählt, dass ich inzwischen nicht mehr ganz sicher bin, ob es überhaupt wahr ist – but anyway: Als Studentin hat mir mal ein Professor erklärt, dass wir Geschichten brauchen, weil die besten von ihnen jungen Menschen beim Leben helfen – und alten beim Sterben.

Ich hatte so viele von der ersten Sorte, ich muss im Leben inzwischen Weltmeister sein.

Seit geraumer Zeit bin ich allerdings auf der Suche nach der zweiten, die bei Weitem seltener zu sein scheint.
Voila. Eureka. Here we go.
Es kommt mir nicht nur so vor, als wäre dieser Film bereit, mir zu helfen. Sondern als wäre er bereit, bei mir zu bleiben und mir bis zum Ende die Hand zu halten. (Filme, die Hände halten? Ja, okay, das Festival-Flair ist mir zu Kopf gestiegen, aber wen kratzt’s.) Er macht mir nichts vor, also ist er hart und scharf, präzise und schmerzlich. Aber er ist so unglaublich schön und hat kommt mit so einem schönen Hund daher, dass ich irgendwann denke: Also gut, wenn sich’s nicht vermeiden lässt, nehm’ ich das Ding eben hin.
Wenn der Tod ein altes Hotel ist, voller Geister und verschwindender Erinnerungen, wenn der Tod ein freundlicher Hund ist, der durch die Nacht heult, ein knarrendes Fenster und die Stimme meines Kindes in der Ferne, wenn der Tod ein zu kleines Glas Champagner ist und wenn Tilda Swinton ihn spielt – also gut, wenn sich’s nicht vermeiden lässt, nehm ich das Ding eben hin. Aber lass es gefälligst so langsam und sachte und spukhaft daherkommen wie inszeniert von Joanna Hogg.
Ich habe zweifellos auch schon eine Million mal erzählt, dass ich Filmregisseur werden wollte, als ich jung war (und daher süchtig nach Filmen über das Filmemachen bin). Ich wollte diejenige sein, die in einem verwunschenen Dachboden am Fenster sitzt und versucht, einen Film über das Unfilmbare zu schreiben, und die unzähligen grossen Filme, die ich seither gesehen habe, haben mir einer nach dem anderen erklärt: Na komm. Sei froh, dass du’s nicht gemacht hast, denn du hättest es nicht gekonnt.
Dieser hier schafft noch mehr. Er säuselt: Wenn du es doch nur versucht hättest. Selbst wenn du gescheitert wärst, hättest du jetzt die verbleichende Erinnerung an einen Traum, die bis zum Ende leise für dich singt. Dein eigenes Gespenst.

Das ist ziemlich zauberhaft. Das ist es wirklich.

Okay. Zu den Fakten. Oder zu dem, was ich so Fakten nenne: Ich halte diesen Film für ein Meisterwerk. Er ist zweifellos der perfekteste, gekonnteste, geschliffenste des – ohnehin grossartigen – Souvenir-Terzetts der unverschämt begabten Joanna Hogg. Um dem zu entsprechen, haben wir Tilda Swinton, über die ich kein einziges Wort sagen kann, das ihr gerecht würde. Ihre Doppel-Identität fügt den Schichten und Dimensionen von Hoggs Erzählkunst noch einmal so viele Schichten und Dimensionen hinzu, dass ich von der ersten Szene an wusste, ich werde den Film noch viele Male sehen müssen. (Wobei es natürlich hilft, ein bisschen gesichtsblind zu sein, weil man so allmählich in diesen grandiosen Das-kann-sie-doch-nicht-wirklich-gemacht-haben-Effekt hineinrutscht.) Ich kann nur jedem empfehlen: Seht euch das leise, erstaunliche Spektakel dieser schauspielerischen Leistung an. Es ist eine solche Freude, eine solche Verblüffung, selbst wenn der Film nicht wie bei mir ins Schwarze trifft. Es ist sogar witzig. Mich begeistert jedes Mal aufs Neue, wenn etwas mich zum Heulen bringt, weil es so gut ist. Und noch mehr begeistert mich, wenn etwas mich aus demselben Grund zum Lachen bringt.
(Unnötig zu erwähnen, dass Tilda Swinton locker beides geschafft hat.)
Es ist ein Film über Erinnerungen, und er hat in meinen – willkommen, bienvenue, welcome – nun seinen Platz. Er ist einer von denen, die mir das Gefühl geben, steinreich zu sein, und er wird einer meiner Festival-Favoriten bleiben. Trotzdem ziehe ich einen halben Stern ab, und zwar für den idiotischen Titel. Der geht gar nicht. Ich finde ihn dermassen schlecht, dermassen mäuschenhaft, dermassen weiblich hach-ich-trau-mich-nicht-einzugestehen-wie-gut-ich-bin, dass ich den Film nicht einmal auf die Liste meiner Festival-Must-Haves gesetzt hätte, hätte mein Sohn, dessen Empfehlungen unfehlbar sind, nicht darauf bestanden. Diesen Film hat keine ewige Tochter gemacht, und er handelt auch nicht von einer. Es ist der Film einer brillanten Filmemacherin über eine brillante Filmemacherin. Joanna and Julie – I love you.

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Erste Headline Gala – Noah Baumbachs ‘White Noise’

Fragt jemand mich, dann ist Noah Baumbach einer der poetischsten Regisseure, die wir derzeit haben. Ich war verzaubert von ‘The Squid and the Whale’ und ‘Meyerowitz Stories’ und dementsprechend enttäuscht, als ich mich für seine letzte Netflix-Produktion, die hochgelobte ‘Marriage Story’ nicht so richtig erwärmen konnte. Also ging ich in diesen, seinen neuesten Film mit beidem – hohen Erwartungen und leiser Angst – und eigentümlicherweise fand ich beide erfüllt.
First things first: Baumbach ist ein wundervoller Regisseur, und was immer ihn dazu getrieben hat, sich dieses Romans, der allgemein als unverfilmbar gilt, anzunehmen, bin ich sicher, dass er bewundernswerte Arbeit geleistet hat. Zum zweiten: Ich weiss noch, wie sehr ich gefürchtet habe, Adam Driver könnte für seine Leistung in ‘Marriage Story’ den Oscar bekommen und damit den unvergleichlichen Joaquin Phoenix’ in ‘Joker’ aus dem Rennen schlagen. Sollte er ihn für diesen Film allerdings bekommen, hat er meinen unpäpstlichen Segen. Was für ein Feuerwerk! Der Kerl brennt, er spielt sich die Seele aus dem Leib und hätte, wäre es nötig gewesen, den ganzen Film tragen können. In diese Pflicht wurde er jedoch nicht genommen, denn in ‘White Noise’ gibt es keinen einzigen mittelmässigen Schauspieler. Filmisch enthält er eine Perle nach der anderen: Die Hitler-Elvis-Combo! Das Zugunglück! Und die absolute Krönung: Der Supermarkt, in dem Baumbach von mir aus gern noch eine weitere Stunde hätte drehen dürfen. Demzufolge wähle ich den in selbigen Supermarkt gesetzten Abspann zu den drittbesten Credits aller Zeiten (die besten und zweitbesten gehören unauslöschlich natürlich Taika Waititi mit “Boy” und “JoJo Rabbit”). Sie machten den Eindruck einer gigantischen Party für Statisten, und ich wünschte, ich wäre einer gewesen.

Ein guter Film, ohne Frage. Er ist schwarz, er ist witzig, er ist clever, er hat Biss, Geheimnis und Esprit.
So what’s not to love?
Ich habe viel gelacht, mir die Augen besoffen, der Buzz war hinreissend, der Film sprüht vor Einfällen, und die Dialoge liefern einen Cracker nach dem anderen – und trotzdem … als wir schliesslich aufbrachen, kam ich mir ein bisschen wie mit leeren Händen vor.
Der Grund dafür scheint einigermassen paradox: Ich ging mit leeren Händen, weil der Film zu voll war. Zu viele Elemente auf zu kleinem Raum, und letzten Endes fügten sie sich nicht zu einem Ganzen, wie ich es mir erhofft hatte. Wirklich beurteilen kann ich es nicht, da ich Don DeLillos Roman nicht gelesen habe, aber ich vermute, es liegt an dem ‘unverfilmbaren’ Buch. Womöglich haben wir es hier mit einem jener Fälle zu tun, in dem ein Regisseur liebevoll und mehr als ehrenhaft zu dicht an seiner Quelle blieb? Zu dicht für mein Empfinden, wohlgemerkt. Der Film mag mich nicht ganz erreicht haben, und die lächelnde Zärtlichkeit, mit der Baumbach sonst seine Figuren bedenkt, fehlte mir – aber ich kann es dennoch kaum erwarten, zu sehen, was er und das grandiose Team, das er um sich geschart hat, als nächstes aufbieten. Es ist eine Freude, so viel Talent vereint zu sehen, und es ist eine womöglich noch grössere Freude, wenn hochtalentierte Künstler ganz genau das tun, wofür sie brennen, nicht was ihnen Trophäen verspricht. Dazu braucht das Ergebnis nicht mein neuer Lieblingsfilm zu sein.
Tausend Dank für die zauberhafte Headline Gala, LFF. Joanna Hogg ist die nächste – ich kann’s kaum erwarten.

The Buzz is Back – London Film Festival 2022 Eröffnung mit ‘Les Passagers de la Nuit’

Monatelang habt ihr hier tapfer die Werbeeinblendungen und meine Rants über Geld durchgehalten. Zum Dank verspreche ich euch nun zwölf werbe- und geldfreie Tage – im Paradies.

London Film Festival 2022  welcome to heaven on earth.

Die Himmelspforte öffnete für uns Mikhaël Hers, Regisseur von ‚Passagers de la Nuit‘, und wenn ihr diesen zärtlichen Zauberfilm irgendwo erwischt, lasst ihn euch bitte nicht entgehen. Lebensklug, zerbrechlich, charmant auf jene Weise, die Sehnsucht nach Pariser Fensteraussichten unerträglich macht, und zum Niederknien schön gefilmt bietet er genau die Art von Trost und Ermutigung, die wir in diesen Tagen brauchen. Nicht: Alles wird gut, sondern: Das Leben geht weiter. Nicht: Wir schaffen das, sondern: Wir sind noch da.

Seltsam berührend war es für mich, Erinnerungen an meine eigene Jugend, an die am tiefsten prägenden und am tiefsten vergrabenen Momente aufblitzen zu sehen – filmisch erzählt von einem Mann, der zehn Jahre jünger ist als ich. Das ist eine Meisterschaft, zu der mir im Augenblick kein Vergleich einfällt, und verkörpert wird sie neben hochbegabten jungen Akteuren von einer Charlotte Gainsbourg, die zu einer beneidenswerten und schmerzlich seltenen Art gehört: Mit jedem Jahr, das verstreicht, wird ihre Schönheit intensiver, und die Trauer darum, dass das Fest unweigerlich enden muss, trägt sie offen im Gesicht. So wie der Film in jeder Szene. So wie wir im Herzen.

Standing Ovations und ein ausverkauftes Curzon Soho in Tränen. Besser geht’s nicht. Natürlich hatte der Film als unsere Festivaleröffnung einen Bonus – aber den hat diese Coming of age story for people of age überhaupt nicht gebraucht, sondern lächelnd durchgewinkt. So happy to be back with the buzz. Bis demnächst in diesem Theater – morgen früh mit Noah Baumbachs „White Noise“, für euch fast live aus der Royal Festival Hall.

Ode to translation

Gestern also war nach etlichen Tagen der Bananenmitschaleesser, Wasserausderleitungtrinker, Inbücherkeineeselsohrenmacher und was weiß ich noch alles endlich der Tag der Übersetzer. Den wollte ich eigentlich nutzen, um mich als (mindestens) weltbesten Übersetzer anzupreisen und der Restmenschheit mitzuteilen, dass ich in meinem gesamten Berufsleben noch immer nichts mit mehr Leidenschaft mache, über dreißig Jahre und weit mehr als hundert Titel Erfahrung verfüge und eine Roman-Übersetzung (von Drehbuch-Untertitelung ganz und gar zu schweigen …) immer, aber auch wirklich immer in meinen Terminkalender gequetscht kriege, egal wie kläglich der wimmert. Vor lauter Begeisterung darüber hab‘ ich das dann aber verpennt. Und was mach‘ ich jetzt? Ein Jahr warten? 

Zur Not eben das. Aber allen Ernstes: Übersetzer sind ihr (selten üppiges) Gewicht in Platin wert. Eine gelungene Übersetzung ist eine dicht beschriebene Ansichtskarte aus einem Land, in das wir uns die Reise nicht mehr leisten können, eine Erinnerung daran, dass hinter dem Tellerrand ein Schlaraffenland wartet. Und damit ein Beitrag zur Völkerverständigung. Verständigung wohlgemerkt.

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen – wenn ihr euch gestern nicht gefeiert habt, feiert euch heute. Wir sind die Trümmerfrauen (und -männer) vom Turm von Babel. Wir sind die, die das unersetzliche Öl von einem Teil der Welt in den anderen tragen und darauf achten, dass unterwegs nicht ein Tropfen verlorengeht. 

Eigenlob stinkt

Ohne Zweifel. Wie Fisch vom Kopf her. Und Eigenwerbung kein bisschen weniger. (Und wenn ich in den nächsten sechs Worten jetzt nicht ganz schnell die Queen erwähne, bin ich ganz bestimmt obendrein pietätlos.) Ich find’s auch nicht so richtig appetitlich. Wirklich nicht.

Natürlich wäre ich ganz doll gern die, auf deren Bücher die ganze Welt dermaßen brennt, dass die Feuerwehr kommt und die Straße absperrt, wo morgens früh die Käufer vor dem Buchladen Schlange stehen.

Bin ich aber nicht, und mein neues Buch find’ ich trotzdem toll und will, dass ihr alle es lest und dann den zweiten Band, den ich noch viel toller finde, unbedingt auch lesen wollt, und am Ende vielleicht doch noch die Feuerwehr kommen muss und alles und überhaupt.

Außerdem ist diese Aktion – so billig wie heute kommen wir nicht mehr zusammen – auch viel zu cool, um sie euch vorzuenthalten, oder etwa nicht?

Also, liebe Leute: Nur heute, nur zum Wochenende, ganz viel Buch für ganz wenig Geld:

https://www.amazon.de/b?node=11971905031

Mein Traum ist ja derzeit, einen Job als Person-die-im-Kino-sitzt angeboten zu bekommen. Und meine Adler-Bücher sind ein bisschen so, als hätte ich den in den letzten Monaten gehabt. Also los, für schlappe 99 Cent könnt ihr auch in meinem Kino sitzen! Im Premium-Sessel mit den tollen Löchern für Drinks! Ich freu mich auf euch – Wispern, Giggeln, Kreischen, Knutschen und mit Popcorn Knistern ausdrücklich erlaubt.

Erst kommt das Fressen und so weiter …

Die Moral meiner frühen Jahre hätte mir zweifellos nie und nimmer gestattet, mir eine BILD zu kaufen – geschweige denn, mich darüber in Dreiecken, Quadraten und Achtecken zu freuen, dass mein Name drin steht.

Aber meine frühen Jahre (nicht ihr Licht!) sind vorbei, in meinen späteren trage ich finanzielle Verantwortung für andere Menschen, und damit hat die Moral sich zu gedulden, bis sie drankommen darf. Zudem bemerkt Taika Waititi, der Zauberer unter den lebenden Filmemachern, den ich aus tiefstem Was-weiß-ich-nicht-alles verehre, treffend: “Sie können bei Ihrer Kunst Ihre Integrität bewahren. Aber mit Sorge um Ihre Integrität bezahlen Sie keine Rechnungen.”

Also steh’ ich in der BILD, freu mich krumm und schief, und pfeif’ meiner Moral ein Lied aus einem Taika-Waititi-Film. Und atme ganz tief auf. Wenn in einer solchen Flut von schlechten Nachrichten eine einzige gute mit schwimmt, dann darf die von mir aus auch in der BILD stehen.

Und bedank’ mich bei jedem wundervollen Menschen, der dieses Buch gekauft hat. Sowie vor allem bei dem allerwundervollsten Menschen, der todesmutig die gestrige Ausgabe der Bild gekauft und mir das Foto geschickt hat. Wäre ich in Deutschland gewesen, hätte ich womöglich erstmals in meinem Leben eine Bild selbst kaufen müssen. Hätte ich mich getraut? Obwohl mich einer hätte sehen können, der mich aus meinen frühen Jahren kennt?

“Natürlich nicht”, sagt mein Mann gelassen. “Du hättest mich geschickt.”

Wo er recht hat …

Hulk smash Billigheimer

Aus leider mehr als gegebenem Anlass:
Ich bin vermutlich nicht der einzige Lektor/Roman-Coach/Übersetzer/sonstiger Textarbeiter (sowie weibliche Pendants), der/die in den letzten Monaten gehäuft Anfragen mit dem Tenor: “Du hast doch sicher durch die Corona-Krise auch Aufträge verloren, da machst du mir das doch sicher ‘n bisschen billiger, und wir sitzen doch alle im selben Boot” erhält.
Um das ein für allemal klarzustellen: Ins Boot dieser Anfrager setze ich mich nicht. Ich bin für meine Arbeit ausgebildet worden, heute noch genauso gründlich und sorgfältig wie vor fünf Monaten, meine dreissig Jahre Berufserfahrung hat Corona nicht weggeschmolzen, und mein Hirn braucht auch nicht urplötzlich für die Arbeit weniger Zeit. Meine Familie lebt heute noch genauso von meiner Arbeit wie im März, was bei den freundlichen Anfragern ebenso der Fall sein dürfte. Corona hat unser Leben nicht billiger gemacht und meine Arbeit nicht weniger wertvoll. Und derlei Anfragen nicht weniger unverschämt.
Die Mühe, auf solche Fragen-kostet-ja-nichts-Mails zu reagieren, mache ich mir inzwischen nicht mehr. Sollte mir ein Leser/eine Leserin dieses Postings eine Mail dieses Inhalts geschrieben haben oder zu schreiben beabsichtigen, so sei ihm/ihr meine Antwort mitgeteilt: Nicht danke, sondern nein.
Und wenn ich nicht Corona-Verlierer, sondern Lotto-Gewinner wäre, dann lautete meine Antwort noch immer genauso, denn meine Lotto-Millionen ändern an meiner Ansicht nichts, dass Qualität bezahlt gehört. Meine von Lotto-Millionen gesponserten Billigpreise würden höchstens etwas an der Lage des Kollegen ändern, dem ich mit solchen Spielchen die Kunden wegfange. Und dessen Familie genauso wie meine von seiner Arbeit lebt.
Nicht danke, sondern nein.
Wenn wir Textarbeiter uns zu allem noch gegenseitig die Preise zerschiessen, sollten wir vielleicht lieber ganz auf Geld verzichten und als Bezahlung eine Schaufel verlangen, um uns eine Grube zu graben.
Ich lasse gern über alles Erdenkliche mit mir verhandeln, bin offen für kreative, unkonventionelle Lösungen und freue mich über alle Anfragen (und empfehle auch gerne Kollegen, wenn ich selbst keine Kapazitäten habe oder für einen Auftrag nicht die Richtige bin). Aber meine Preise, die auf dieser Seite eingesehen werden können, sind und bleiben nicht verhandelbar.
Wem meine Arbeit ihr Geld nicht wert ist, der ist mir meine Arbeit nicht wert.
Corona mag mich wie andere manches kosten. Aber zum Bettler macht es mich nur, wenn ich mich dazu machen lasse.
Nicht danke.
Sondern nein.
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Und dann wieder das Unumgängliche: Die neuen gültigen Preise und Konditionen

Mein Fensterputzer ist inzwischen teurer als ich. Und falls mir jetzt jemand rät, meine Fenster selber zu putzen – leider fehlt mir da jegliche Kompetenz.

Also habe ich mich entschieden, stattdessen die Preise für die einzige Kompetenz, die ich habe (stimmt nicht ganz. Ich finde, ich mache mich für den Anfang nicht schlecht als Kaninchen-Zimmer-Service), soweit anzugleichen, dass ich mir saubere Fenster und Bio-Koriander für meine Privatosterhasen weiterhin leisten kann.

Alle Preise sind verbindlich und werden in zwei Raten berechnet: Eine bei Buchung, eine bei Abgabe. Für eine Vorauszahlung der Gesamtsumme bei Buchung berechne ich Ihnen gerne 5 Prozent Skonto – eine Hand wäscht die andere. Termine reserviere ich grundsätzlich nur bei Zahlung der ersten Rate und fange vorher auch nicht mit der Arbeit an. Gebranntes Kind usw. – und das war’s dann auch für heute mit meinen Spruchweisheiten.

Und mit meinem Gerede um lauwarmen Brei – kommen wir zum Crunch:

Für ein Ghostwriting berechne ich bei gewöhnlichem Schwierigkeitsgrad € 25 pro Normseite. Hinzu kommen gegebenenfalls Kosten für Recherche und Vorbereitung. Die Anzahl der Normseiten wird vorab zwischen Ihnen und mir besprochen. Überschreite ich sie, ist das mein Pech, nicht Ihres.

Für Übersetzungen aus dem Englischen oder Italienischen berechne ich € 20 pro Normseite – wiederum bei gewöhnlichem Schwierigkeitsgrad. Ausschlaggebende Preisgrundlage ist das deutsche Ergebnis, nicht das Original.

Für ein Coaching – die individuelle Betreuung bei der Entstehung eines Romans – berechne ich € 50 pro Stunde. Da es sich anders weder für Sie noch für mich lohnen würde, kann ich Buchungen erst ab einem Mindestumfang von zehn Stunden akzeptieren. Beim Coaching berechne ich den Gesamtpreis der Buchung im Voraus.

Für ein Lektorat in zwei Durchgängen berechne ich € 5,50 pro Normseite (auch hier – bei gewöhnlichem Schwierigkeitsgrad. Über anderes können wir gegebenenfalls reden). Möchten Sie ein Korrektorat eingeschlossen haben, beträgt der Preis € 6,50. Aufträge für Korrektorat alleine nehme ich nicht an.

Exposés, Werbetexte und Gutachten erstelle ich – gegen Bezahlung – nur für meine eigenen Kunden. Ebenfalls nur für meine eigenen Kunden führe ich – ohne Bezahlung – eine Beratung zur Vermarktung durch, und auch Manuskripte lese ich nur von Kunden. Das heisst aber nicht, dass ich mich weigere, einem Kollegen einen kostenfreien Rat zu geben, wenn ich einen habe. Ich werde niemandem ein Coaching aufschwatzen, der gar keines nötig hat, und mich auch nicht für das Lektorat eines Textes bezahlen lassen,  der verlagsreif ist und somit hoffentlich ohne Kosten für den Autor lektoriert wird. Scheuen Sie sich also bitte nicht, zu fragen. In dem Dschungel, in dem wir arbeiten, sind wir alle besser dran, wenn uns ab und an mal jemand eine Lampe hochhält. Meine Mailadresse ist charlie@charlotte-lyne.com.

Ich freue mich auf Ihre Geschichten und bin voller Neugier – nach bald dreissig Jahren immer noch. Jede einzelne, jede von einem Autor erdachte Welt, verdient einen Partner, der für  ihre speziellen Eigenheiten so kompetent ist wie mein Fensterputzer für verschmiertes Glas. Wenn ich derjenige nicht sein kann, wenn wir nicht zusammenpassen oder ich Ihnen halbwegs zeitnah keinen Termin anbieten kann, empfehle ich Ihnen jederzeit gern einen Kollegen.

Oder eine Kollegin, versteht sich.

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Oscar-Nominierungen 2020 – keine Analyse, nur ein Fest mit Haken

11 Nominierungen fuer Joker!

Verdiente Anerkennung für den schönsten, intensivsten Film, den ich seit Jahren gesehen habe.

Ich habe mich riesig gefreut und wünsche nun diesem grossartigen Film viele Überraschungssiege  – denn in einer Favoritenrolle ist er trotzdem in den entscheidenden Kategorien nicht (wie man Alan Driver den Vorzug ueber Joaquin Phoenix geben kann, muss ich nicht verstehen).

Auch die Nominierungen fuer “Jojo Rabbit” und “Once Upon the Time in Hollywood” haben mich sehr gefreut, während ich eine einzige Erwähnung von “Avengers: Endgame” schäbig und in gefährlicher Weise snobbish finde. Aber das ist ja nichts Neues. Wenn man in einen Film seine achtzigjährige Oma und seinen achtjährigen Enkel mitnehmen kann und beide sternenäugig wieder herauskommen, dann kann das Ding ja nicht preiswürdig sein. Schon gar nicht, wenn darin Geschöpfe agieren, die von Gebäuden fliegen oder zwischen ihnen schwingen können. Was für ein Ausschlusskriterium! Dass an demselben um Hirn bettelnden Snobismus Christopher Nolans Meisterwerk “The Dark Knight” ebenfalls scheiterte, weigere ich mich bis heute zu glauben.

Immerhin ist “Avengers: Endgame” als bester Actionfilm bei den Critic’s Choice Movie Awards ausgezeichnet worden, wozu ich herzlich gratuliere. Fuer mich bleibt er ein einzigartiges Kinoerlebnis und eine alle Sinne betörende Sensation. (Und nein, ich hab als Kind keine Comics gelesen, ich steh auch nicht auf einen der hübschen Helden, ich bin einfach nur von Kindern und Enkeln ins Kino geschleppt worden und habe mich verliebt.)

Zur beschämenden, in die Freude spuckenden politischen Dimension – der fast ausschliesslich weissen Versammlung von Nominierten und der unverständlichen Ignoranz z.B. dem ausgezeichneten Film “Us” gegenüber – fehlen mir Worte, Fassung und Ideen. Dass eine derart einflussreiche Veranstaltung ein derart falsches Symbol aussendet, ist mehr als nur hochproblematisch. Zum fehlenden weiblichen Anteil kann ich mich hingegen im Grunde nicht äussern – ich habe in diesem Jahr keinen Film gesehen, der von einer Frau gemacht war. Mir ist klar, dass ich darüber nachdenken muss. Und mir ist auch klar, dass ich mich davor seit vielen Jahren drücke und damit nicht mehr allzu lange davonkommen werde.83IL3hNHRuSerC6IoWYKLA