Gestern also war nach etlichen Tagen der Bananenmitschaleesser, Wasserausderleitungtrinker, Inbücherkeineeselsohrenmacher und was weiß ich noch alles endlich der Tag der Übersetzer. Den wollte ich eigentlich nutzen, um mich als (mindestens) weltbesten Übersetzer anzupreisen und der Restmenschheit mitzuteilen, dass ich in meinem gesamten Berufsleben noch immer nichts mit mehr Leidenschaft mache, über dreißig Jahre und weit mehr als hundert Titel Erfahrung verfüge und eine Roman-Übersetzung (von Drehbuch-Untertitelung ganz und gar zu schweigen …) immer, aber auch wirklich immer in meinen Terminkalender gequetscht kriege, egal wie kläglich der wimmert. Vor lauter Begeisterung darüber hab‘ ich das dann aber verpennt. Und was mach‘ ich jetzt? Ein Jahr warten?
Zur Not eben das. Aber allen Ernstes: Übersetzer sind ihr (selten üppiges) Gewicht in Platin wert. Eine gelungene Übersetzung ist eine dicht beschriebene Ansichtskarte aus einem Land, in das wir uns die Reise nicht mehr leisten können, eine Erinnerung daran, dass hinter dem Tellerrand ein Schlaraffenland wartet. Und damit ein Beitrag zur Völkerverständigung. Verständigung wohlgemerkt.
Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen – wenn ihr euch gestern nicht gefeiert habt, feiert euch heute. Wir sind die Trümmerfrauen (und -männer) vom Turm von Babel. Wir sind die, die das unersetzliche Öl von einem Teil der Welt in den anderen tragen und darauf achten, dass unterwegs nicht ein Tropfen verlorengeht.
