Wie ein – mein – Roman entsteht

Das Stadium, in dem Ararat und ich stecken, ist das Flirtstadium. Da geht noch alles und nichts muss. Da möchte man unentwegt seinen Kram hinwerfen und mal rasch hinter dem nächsten Busch verschwinden. Da fühlt sich noch jedes Aufwachen an, als könnte der Tag die Welt aus den Angeln heben und sie in eine funkelnde, brandneue Bahn schleudern. Ein so langes Flirtstadium wie mit Ararat hatte ich noch nie. Ararat, langbeinig, schwarzäugig, ist zum Verführer geboren, und vielleicht flirtet er ja noch ab und an weiter mit mir, auch wenn die Phase irgendwann unweigerlich vorbei ist – so wie der Mai, von dem jeder Frühling bekanntlich nur einen hat.

Die Hatti hat das gemacht. Mit mir weitergeflirtet, mir ins Ohr geflüstert, sich mir um den Hals geringelt, sooft ich im Ernst-des-Lebens-Stadium dachte, ich kann nicht mehr weiter. Vielleicht habe ich das deshalb bei der Hatti kaum je gedacht. Eigentlich nur einmal. Und das war der Augenblick, in dem die Hatti mir gezeigt hat, wer sie ist.

Normalerweise sollte der Autor das wohl während des (langen) Vorbereitungsstadiums wissen, in dem das kreuz und quer zusammengeflirtete Material ordentlich (man kann’s auch übertreiben …) in Listen eingezwängt, sortiert und zu Szenenplänen und Personenpark-Inventaren verwurschtet wird. In dem Stadium wird auch die Recherche vervollständigt, was unzählige Gespräche mit unendlich interessanten Menschen beinhaltet, die wie beim Adventskalender dem Roman eine Tür nach der anderen aufstoßen. Dabei lerne ich ihn kennen. So wie zwei sich kennenlernen, die nach einem durchflirteten Frühling noch immer verrückt genug sind, in eine gemeinsame Wohnung zu ziehen. Wenn dieses Stadium abgeschlossen ist und die ernsthafte Schreiberei, dieses Rien-ne-va-plus-Moment, vor dem ich mich immer grusele, anfängt, ist für gewöhnlich alles „in trockenen Tüchern“ und rundum einzementiert. Dann gibt’s am Gerüst nichts Wesentliches mehr zu rütteln.

Bei der Hatti war’s anders. Die hat mittendrin, nach zwei Dritteln angehäuftem Text, ohne Wimpernzucken zu mir: „Halt mal“ gesagt. „Das, was du da machst, bin übrigens nicht ich.“

„Mir doch egal“, bin ich ihr über den Mund gefahren, „du musst jetzt fertigwerden und basta.“

„As you like it“, hat die Hatti gesagt und mir schon die Hälfte ihres schönen Rückens zugedreht. „Aber wenn du mich küssen wolltest, wo ich wirklich schön bin, müsstest du doch nochmal dein Lebendgewicht aus diesem Stuhl stemmen.“

Sie war grundsätzlich unwiderstehlich, wenn sie so gesäuselt hat, meine Hatti. Also habe ich mich in die Höhe gehievt, und dann haben wir miteinander eine Wahnsinnstat begangen, die Hatti und ich. Und uns gefühlt wie als Kinder beim Grand Coup aller Klingelstreiche.

Aber bei der Hatti war sowieso alles anders. Schön war’s. Sogar die Schreibphase. Es war alles meins.

Was jetzt kommt, ist nicht mehr meins, und das ist gut so. Denn ein Roman entsteht – Gott sei Dank – nicht nur durch das, was ein einzelner sich in seinem Kämmerlein zurechtbastelt. Die Experten und Testleser marschieren auf, wie eben eines Tages die Welt in ein Liebesnest drängt. Nicht lange darauf zieht er mit Sack und Pack aus und hinterlässt Platz für einen neuen. Und daneben eine schmale, tiefe Kerbe, in der steht: „Hattuša. 2013. Hier war ich und hierher kommt keiner.“ In Keilschrift.

Im nächsten Stadium ist der Roman nicht mehr mein, sondern findet seinen Meister, der ihm das Gefieder stutzt und striegelt. Aber irgendwann kommt er noch einmal zu Hause vorbei, und der verlassene Autor darf ein letztes Mal drüberstreichen. Davor fürcht‘ ich mich mächtig. Aber ich freu mich auch ganz unbeschreiblich.

Ich bin so aufgeregt, als stünde wahrhaftig demnächst mein verlorener Liebster vor der Tür: Nächste Woche kommt meine Hatti aus dem Lektorat!

Miss you so much, Hayastan

Beim Durchblättern von etwa 360 Fotos, um eine Auswahl für meine (und Carmens und Lottis und ARARATS) Facebook-Seite zu treffen, die morgen live gehen soll, hat es mich wieder erwischt. Ich muss über mich lachen, mit Klumpen auf dem Kehlkopf: Ich sehe aus, als wollte ich dir in die Augen schauen. Und ich fürchte, das will ich immer noch. Bari gischer, Masis.

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Leserunden “Als wir unsterblich waren”

Wie angekündigt möchte ich hier gern regelmäßig auf meine Leserunden aufmerksam machen – immer mit dem Zusatz, dass ich mich über Teilnehmer sehr freue. Da ich im Ausland wohne, bin ich für Lesungen zu teuer und dafür nicht bekannt genug. Somit sind Leserunden mein einziger direkter Kontakt zu denen, um die sich diese ganze Chose dreht – den netten Leuten, die ihre Zeit, ihre Gedanken und ihr Geld investieren, um meine Bücher zu lesen.

Durch diesen Kontakt wird das, was ich mir in meinem Kopfgewurstel so zurechtgedacht habe, lebendig, wirklich, anfassbar. Meine aufs Papier genagelte Geschichte bekommt eine neue Dimension. Das ist unschätzbar für mich. Und ohne zu hören, was Leser zum fertigen Buch sagen, kann ich nicht beurteilen, was von dem, was ich wollte, gelungen ist, und was in die Hose ging. Bei keinem Roman bisher war mir das so wichtig wie bei diesem, denn „Als wir unsterblich waren“ ist – amüsanterweise wird mir Schlaftüte das erst jetzt klar – das erste von den Büchern, die mich thematisch da hintreiben, wo ich hingehöre. Ob man das im Unterhaltungsroman nun darf oder nicht, es ist ja jeder für irgendein Thema mehr als für andere geboren, und dieses ist meins. Das fühlt sich so gut an wie lange nichts mehr, das mit Schreiben zu tun hat. So sehr „auf dem Weg“.

Dass ich jetzt zuschauen darf, wie „Als wir unsterblich waren“ bei den Lesern ankommt, wird mir jedes Mal helfen, wenn ich meinem „Ararat“ die Hände ins Nackenfell grabe und nicht ganz sicher bin, wo ich ihn anzupacken habe. Es wird mir mehr Sicherheit bei allen Was-geht-und-was-geht-nicht-Entscheidungen geben. Und es wird mir Mut machen. Bücher, über die niemand redet, sind tot, und mit solchen Buchleichen unter dem Schreibtisch schreibt es sich unschön weiter. Bücher, über die Leute reden, sind hingegen die reinsten Claqueure. Die sitzen hinter mir und feuern mich an.

Die erste Runde ist auf www.buechereule.de bereits gestartet, und die Diskussion, die dort anläuft, freut mich sehr, weil sie zeigt, dass Themen und Epoche des Romans nicht nur unproblematisch sind, sondern auf Interesse stoßen. Das ist sehr schön, regt an, baut auf. Weitere Runden starten demnächst auf www.buchcouch-forum.de und auf www.lovelybooks.de, wo derzeit die Bewerbungsphase läuft. Bei allen, die bereits dabei sind, bedanken wir uns herzlich, das Buch und ich.

Prophet auf dem Weg zum Berg

Masis. So heißt er unter Armeniern. Der, den wir Ararat nennen und dem der Legende nach der schöne Armenierkönig Ara seinen Namen gab. Mit seinem Leichnam in den Armen soll Semiramis, machtvolle Königin der Assyrer, am Fuß des Berges gesessen und geweint haben. Der Berg, den ich als unzweifelhaft männlich empfinde, ist in Wahrheit eine Frau: Eine Bergschwester, und dass sie ihr Gesicht fast immer in Wolken hüllt, liegt daran, dass Menschen beschlossen haben, sie müsse von ihrer Schwester Aragaz getrennt werden, weil Bergschwestern nicht allzu glücklich sein dürfen. Aragaz und Ararat hatten sich zu fügen, doch seither zeigen sie den Menschen ihre schönen Gesichter nicht mehr. Eine Legende, die Menschen erfüllt haben: Zwischen beiden verläuft heute eine Grenze. Send her home.

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Die junge, sehr schön Englisch sprechende Armenierin, die uns erzählt hat, dass die Bergschwester, die für mich ein Bergbruder bleibt, unter Armeniern Masis heißt, hat auch gesagt: „But mostly we call her – our mountain.“

So möcht‘ ich dich auch gern nennen, Ararat. Nur ein bisschen. Nicht mein Berg, denn das käme mir wie Diebstahl vor, aber mein Lieblingsberg – zumindest im nächsten Jahr, wenn ich dir einen Roman geschrieben und dich bestiegen habe. Daran, dass ich dich – zur Feier meines fünfzigsten Geburtstags – besteigen werde, hege ich keinen Zweifel, seit ich es beschlossen  und begonnen habe, mich vorzubereiten. So etwas klappt bei mir. Meine Beine sind selbstbewusst, marathonerprobt und so schnell nicht ins Stolpern zu bringen. Daran, dass ich dir einen Roman schreiben kann, habe ich in diesen letzten Wochen hingegen wieder erhebliche Zweifel gehegt. Die Frage ist immer dieselbe: Wie kann einer, der etwas derart Entfremdetes schreibt, etwas zu schreiben wagen, das ihm nahe geht? Wie kann einer, der etwas derart Belangloses, Leeres schreibt, die Dreistigkeit besitzen, nach etwas zu greifen, das so viel Gewicht hat? Wie kann einer, der mit enthöhlten Worten um sich schmeißt, darauf hoffen, Worte zu finden, in denen etwas steckt?

Ich hatte Angst, dich anzufassen, Ararat, Masis, Bergbruder, ich hab die noch, wir beide brauchen Zeit. Aber wir kommen uns wieder näher. Ganz langsam, ganz behutsam. Über die Recherche. Ich lese die Prozessakten zum Soromon-Tehlerjan-Prozess und gewinne zwar noch nicht das Gefühl zurück, dass ich diese Geschichte schreiben kann, aber mit jeder Zeile die Gewissheit, dass ich sie schreiben muss. Jetzt habe ich mir doch ein Herz gefasst und heute die Morgenstunden ausgenutzt, um die paar Textbrocken anzuschauen, die vor diesen Wochen – teilweise in Yerevan – entstanden sind. Ich habe mich so gefürchtet, sie könnten an Kraftlosigkeit, an Belanglosigkeit, an Leere der Arbeit gleichen, die ich hinter mir habe. Aber das tun sie gar nicht. Vor meinem Pathos, meinen Superlativen fürcht‘ ich mich auch, weil die gleich neben meiner Fähigkeit zu Belanglosigkeit und Leere hocken, und trotzdem: das ist der kraftvollste Text, den ich bisher geschrieben habe. Der braucht noch viel Arbeit, daran ist noch nichts fertig, aber darin ist Leben.

Das bringt mich zurück zu dir, Ararat. Ganz langsam. Ich glaube, du bist auch als mein Roman so, wie die, mit denen ich meine Besteigung 2015 organisiere, dich beschrieben haben: „Ein freundlicher Berg. Für Anfänger geeignet, sofern sie ausdauertrainiert sind und auch wenn sie ein bisschen Angst haben.“

Schönen Sonntag, Ararat. Masis. Lieblingsberg.

Love, Charlie

Und als der Herrgott Mai gemacht

Damit, dass der hier mein Lieblingsmonat ist, gewinne ich zweifellos keinen Preis für Originalität.

Er ist es aber trotzdem. Und ich wünsch‘ Euch allen einen, der sich nicht vergessen lässt.

Ab und an gab es ja durchaus Jahre, in denen es mich am ersten Mai regelrecht verblüfft hat, dass wir den doch wieder erreicht hatten. Dieses ist eines davon. Ein bisschen kreuzbrecherisch. Ein bisschen schwerleibig auf dem Selbstwertgefühl. Ein bisschen magenunverträglich, schädelknetend und herzauswringend. Aber angekommen sind wir – danke, Jenny, Adnan, Yerevan! – trotzdem. Und zwar richtig. Die Arbeit, die mir gerade beigebracht hat, dass man seine Arbeit nicht nur leicht nervig finden, sondern regelrecht hassen (und vor allem: sinnlos finden!) kann, ist vom Tisch, auch wenn ich’s noch lange nicht glauben kann und noch immer bei jedem freundlichen Winken in Tränen ausbreche. Ich glaube, ich habe gelernt, dass man sich manches auch aus finanzieller Not nicht um den Hals binden sollte. Zumindest nicht, wenn man nicht plötzlich mit dem Knoten auf der Kehle aufwachen will. Und sich dabei als Verräter fühlen.

Für den Rest des Jahres dürfte es – mit ein bisschen Courage – nur noch Arbeit geben, die ich selbst ausgesucht und für sinnvoll und zu mir passend erachtet habe. Und am Wochenende trage ich meinen Ararat ins Museum und flüstere ihm flirtend in die Ohren, dass ich bald wiederkomme, dass ich mich nur noch ein bisschen von dem Gefühl, statt einer Schädelfüllung einen Hohlraum auf den Schultern zu schleppen, erholen muss.

Das ist alles ein Grund zum Feiern (was wir heute wie jedes Jahr auch tun werden), und das hier ist auch einer und gehört in dieselbe Kategorie:

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Sehr passend zum ersten Mai: Mein neues Buch unter neuem Namen, eins, das das Glück hatte, von Anfang bis Ende mit echter verlegerischer Passion betreut worden zu sein und das deshalb – finde ich – so richtig chic in seiner Startbox aussieht. Dabei hieß es zu dem Thema anfangs aus der Fachwelt, sowas verkaufe sich in etwa so reißend wie ein Pott Kohlrübensuppe. Aber manchen Büchern und ihren Autoren gibt’s der Herr eben im Schlaf. Ich bedanke mich!

 

Mehr sag‘ ich jetzt nicht dazu, sondern hoffe, dass ihr etwas sagt. Falls jemand es liest und uns einen Kommentar hinterlässt, freuen wir uns sehr.

 

Euch allen – falls ihr den nicht schon hinter euch habt – einen Tanz in den Mai.

 

Charlie, Carmen und Lotti

 

 

 

Never say never

Guten Morgen im Mai. Hier spricht übrigens die Frau, die noch nie – auch nicht zur Teenie-Zeit der Baum-und-Strauch-Verse – ein Gedicht geschrieben hat.   Hier spricht auch die, die auf Englisch nie etwas anderes als Fachtexte – und höchstens mal ein bisschen was Journalistisches – schreibt.   Vor allem aber spricht hier die, die noch vor einem halben Jahr verkündet hat, sie würde nie – in Worten: NIE – und nicht für den Preis ihres Lebens Kinderfotos ins Internet stellen.   So viel zu nie: Image Das ist ja kein Kinderfoto, gell?   Das sind zwei Dichter.   Genauer gesagt sind das mein jüngster Sohn Raul sowie der grandiose Adnan al-Sayegh, die im Rahmen der Lesung „Writing Mesopotamia“ abwechselnd auf Arabisch und Englisch ein Gedicht lesen, das mein Sohn geschrieben hat. Die Lesung fand statt am Sonntag, dem 27. April, im schönsten Museum der Welt und wurde veranstaltet von Jenny Lewis, Adnan al-Sayegh und dem Department of Middle East. Das Gedicht meines Sohnes heißt „When they believed in us“ und ist dem mesopotamischen Gott Enlil in den Mund gelegt. Es gefiel Adnan so gut, dass er es übersetzen wollte. Da eine Oud-Spielerin die Lesung musikalisch begleitete, wurde darum gebeten, zwischen den einzelnen Gedichten nicht zu klatschen. Bei der Lesung von Adnan und meinem Sohn (dem einzigen nicht volljährigen Dichter) wurde dies nicht eingehalten. Die Zuhörer sprangen einfach auf und klatschten los.   Sollte sich dieser Blogbeitrag nach dem bis zum Überdruss bekannten Gesäusel eines vor Stolz platzenden Exemplars der Gattung Mutti anhören, sei das auf leichter Schulter hingenommen. Es fiele mir äußerst schwer, in Worte zu fassen, wie buchstäblich atemberaubend es sich anfühlte, meinen Sohn und Adnan sein Lied des Enlil lesen zu hören. Nicht weniger atemberaubend war es, Adnan und Jenny ihre eigenen Werke lesen zu hören – allen voran Auszüge aus Adnans fünfhundertseitigem Versepos „Anthem to Uruk“, von dem ich nur hoffen kann, dass sich eine vollständige Übersetzung irgendwann finanzieren lässt. Sehr weit über „atemberaubend“ hinaus ging das Privileg, Jenny und Adnan zu erleben, die auf Arabisch und Englisch aus der Zwölftafel-Version des Gilgamesch-Epos lasen. Ich bin diesem Epos verfallen, solange ich denken kann, ich sammle Versionen und habe mich im letzten Jahr noch einmal heftig und innig in es verliebt. Ich habe etwas Vergleichbares nie (sic) erlebt und ich werde nie (sic) wieder Gilgamesch-Text anschauen können, ohne Jenny und Adnan zu hören, die „Lamentation for Enkidu“ lesen, für mich das schönste Liebesgedicht der Weltgeschichte.   Diese Lesung kam zustande im Rahmen des Workshops „Writing Mesopotamia“, von dem ich – Pathos hin Pathos her – ein bisschen das Gefühl habe, er hätte mir in den letzten Monaten hier das Leben (zumindest aber das Selbstwertgefühl als denkender, schreibender Mensch) gerettet. Dem Talent und der charismatischen Präsenz von Jenny und Adnan beugt sich der hartleibigste Ich-kann-nicht-schreiben-Komplex. Die finale Überarbeitung von Carmens Roman „Hattuša“ und die erste Planungsphase von meinem Roman „Ararat“ haben sich vom Schwung dieses Workshops durch eine ziemliche Wüste schleppen lassen. Und nebenbei habe ich noch gemacht, was ich nie mache. Ein Gedicht geschrieben. Nee, zwei. Auf Englisch.   Wer sich für diesen Workshop interessiert, den bitte ich, sich bei mir zu melden, da wir uns derzeit darum bemühen, ihn im nächsten Frühjahr fortsetzen oder wiederholen zu können. Und wer wissen möchte, was mich daran so hinreißt, den bitte ich, Jenny Lewis und Adnan al-Sayegh zu lesen.

Meine Hattuša

Ach nee, die Hattuša von der Carmen – ach, ist mir doch egal! Unsere Hattuša hat ein Cover, und nach all der demoralisierenden Coverproblematik des Jahres 2014 möcht‘ ich meinem Schöpfer dafür danken, dass es so ein schönes ist. Schön ist daran, abgesehen davon, dass es schön ist, vor allem, dass es zur Hattuša passt. Das Fernglas, das ganz vorn drauf ist, kann mein Verlag (ach nee, der Verlag von der Carmen) gar nicht gekannt haben, aber es lag in Berlin, im Vorderasiatischen Museum, und entdeckt hab ich’s dort an dem Tag, an dem die Hattuša geboren worden ist.

 

Das mag ja Kitsch sein. Aber ist mir doch egal. Ich hab den jetzt nötig. Des weiteren gratuliere ich mir (ach nee, der Carmen), und der Hattuša zu einem Verlag, der tatsächlich den Mut aufbringt, die Worte „Hethiter“ und „Altorientalist“ sowie den sperrigen Namen „Amarna“ in einem Klappentext unterzubringen und obendrein komplett darauf verzichtet, Geheimnisse, die der Autor mühsam versteckt hat, im Voraus zu verraten. Für mich eine Seltenheit. Für zahlreiche Kollegen auch.

 

Dass es ohnehin ein Glücksfall ist, ein Buch wie meine Hattuša (ach nee, die Hattuša von der Carmen) schreiben zu dürfen, dass das Glück nachwirkt und dass wir ohne das vermutlich aus den letzten Monaten nicht ganz heil rausgekommen wären, kann auch noch mal gesagt werden. Das wiegt so viel, dass ich mich vorab beschworen habe: Wenn jetzt der Rest schief geht, schluckst du das, Alte. Und zwar mal ohne zu meckern.

 

Muss ich nun gar nicht.

 

Der Rest läuft auch noch. Die Hatti ist innen und außen die Hatti. Meins (oder das von der Carmen. Ist doch egal. Jedenfalls nichts Fremdes).

 

Und um noch etwas Arrogantes – aber nur meine Privatmeinung – anzufügen: Wenn ich einem Buch von mir (ach nee, von der Carmen) das gönne, dann der Hattuša. Und wenn ich finde, dass ein Buch von mir (ach nee, von der Carmen) das verdient hat, dann die Hattuša erst recht.

 

Ich bin gerade ganz schrecklich nah am Wasser gebaut oder auch dem Nervenzusammenbruch nahe, aber diesmal vor Erleichterung (weil ich tatsächlich den schlimmsten Fall von entfremdeter Arbeit in meiner Berufslaufbahn NICHT mit in meinen Lieblingsmonat nehme, sondern FERTIG bin) und möcht am liebsten vor Dankbarkeit Konfetti oder auch irgendwas Sinnvolles schmeißen und den Primo uomo von meiner Hattuša (ach nee, von der Hattuša von der Carmen) und von meinem Ararat (NICHT von der Carmen) erstickend fest an mich drücken. Und da das alles nicht geht (der Primo uomo von Hattuša und Ararat steht auf Noli me tangere), bedank‘ ich mich stattdessen mit einem Bild des ergriffenen Autors dort, wo der ergriffene Autor jetzt am liebsten wäre, in Armenien, vor dem Kloster Geghard, mit armenischem Osterbrot in den Armen. Küsse den Stein und er wird eine Kirche. Miss you, Hayastan.

 

Habe noch viel mehr Schönes zu erzählen, habe mich noch für viel mehr viel zu Schoenes zu bedanken, verschiebe das aber auf morgen (und als der Herrgott Mai gemacht), bevor ich hier endgültig zerfließe und die Tastatur verkleckere. Danke, toller Verlag, danke, tolle Blogleser, danke, meine Hatti (ach nee, Carmens Hatti, man, ist mir doch egal), die für mich immer noch ein tolles Buch ist, auch wenn sie von mir (ach nee, von der Carmen) ist und schon etliche Wochen vergangen sind.

 

Love,

 

Charlie (ach nee, Carmen. Ach nee, doch nicht)

Geghardbreadandcharlie

Dudukspieler vor weltschönstem Berg

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(Das Duduk spielende Kind ist mein eigenes und hat zur Veröffentlichung seiner Fotografie im Internet sein Einverständnis erteilt. Hund und Berg wurden nicht befragt.)

 

Mit meinem Lieblingsfoto bedanke ich mich bei allen Teilnehmern meiner Verloserei zum Welttag des Buches– ich habe mich so gefreut!

Und gelost haben wir inzwischen auch!

Aus Gründen der Diskretion veröffentliche ich die Gewinner hier nur mit Vornamen, hoffe, die Bücher machen ein bisschen Spaß und bitte herzlich darum, mir per Mail eure Adressen und die Information, ob ich das Buch bekrickeln soll oder nicht, zu senden. Wenn ihr es verschenken wollt, schreibe ich auch gerne Widmungen für Tante Agathe o. ä.. Nur Zusätze wie „für Onkel Rüdiger, der so schön beim Tapezieren geholfen hat“  muss ich schuldig bleiben, denn bei mir war der Onkel nicht (darf gerne kommen!) und mein Haus ist immer noch untapeziert.

Gewonnen haben:

Kains Erben:

Helga & Kerstin

Als wir unsterblich waren:

Cindy & Markus

Im Tal der träumenden Götter:

Tanja

Bitte beachten: Sofort verschickt wird NUR das Buch von der Carmen. Meine sind noch nicht da, gehen aber sozusagen druckfrisch auf die Reise, sobald sie es hierher geschafft haben.

Noch einmal – vielen Dank euch allen! Es hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich’s unbedingt bald wieder machen möchte.

Alles Liebe.

Charlie & Carmen

P.S.: Nur weil uns so viele gemailt haben, sie wüssten nicht, wie man auf diesem Blog kommentiert, und weil wir uns so sehr über Kommentare freuen: Kommentieren kann man, indem man in der oberen Ecke des Postings auf eine kleine Sprechblase klickt.

Und last but not least geht ein fanfarenhafter Dank an die unbezahlbare (und leider auch unbezahlte) Administratorin dieses Blogs, der es – wie man sieht! – tatsächlich gelungen ist, einem an technischer Grenzdebilität leidenden Internet-Phobiker beizubringen, wie man Fotos in ein Posting einschließt. Wenn einer mich fragt – nobelpreisverdächtig!