Und sie werden nicht vergessen sein

Langsam wird’s also ernst …

Diesen Blog habe ich mir vor zwei Jahren angeschafft, weil ich ein Buch schreiben wollte, das “Ararat” heisst. Weil ich mir Mut machen wollte – und weil ich in verstiegenen Anfällen von Größenwahn klammheimlich dachte: Wenn das Buch einmal da ist, kann ich den Blog benutzen, um dafür Werbung zu machen.

Jetzt sind es keine vier Wochen mehr – dann ist es da. Heisst aber “Und sie werden nicht vergessen sein”, wie meine Werbefrau und Lieblingsfigur Doris Taylor (unter ihrem Namen zu finden bei Facebook) mir nicht müde wird, ins Ohr zu blasen. Für mich wird er immer Ararat heissen, aber ihn unter diesem Namen weiter anzupreisen, wäre in etwa so effektiv wie das Bewerbungsschreiben eines Hans-Heiner Müller, der sich als Schnullibärchen vorstellt.

Well – hiermit startet dann jetzt also die Werbung:

Ararat – “Und sie werden nicht vergessen sein” – erscheint am 1. März 2016 als Knaur Taschenbuch, bringt seine bombastischen 765 Seiten mit und freut sich über Leser und Rezensenten. (Nee. Ich glaub, Ararat steht da drüber. Aber ich freu mich dafür doppelt. Und so genau weiss man das bei Ararat ja auch nicht.)

Ararat und ich diskutieren, blödeln, erzählen Stories, zeigen Fotos etc. in drei, wenn nicht vier Leserunden auf http://www.buechereule.de, http://www.lovelybooks.de und – unsere private Kreation – in einer eigenen Gruppe auf Facebook. (Über Interessenten, die sich bitte via Mail oder PN melden, freuen wir uns sehr.) Auf http://www.histo-couch.de ebenfalls, sofern sich genügend Teilnehmer finden. Für weitere Leserunden stehen wir jederzeit begeistert zur Verfügung, bitten aber um Verständnis, dass keine Freiexemplare vorhanden sind, da die Belege – bei diesem Buch mehr als bei jedem – “Writers for Mesopotamia” zur Verfügung stehen sollen.

Und ausserdem kommen wir nach Deutschland!

Wir würden uns ganz unbeschreiblich freuen, manchen von euch persönlich kennenzulernen in

Dortmund, 10. März, Buchhandlung Am Amtshaus

Berlin, 11. März, Medienpoint Tempelhof

Moers, 14. März, Barbara-Buchhandlung

Leipzig, 18. März, Auwaldstation zusammen mit drei tollen Kolleginnen – darunter Daniela Ohms mit “Winterhonig”

Berlin, 19. März, Leporello Buchhandlung, Berlin, YEAH!

Falls eine weitere Buchhandlung oder ein anderer Veranstalter an uns Interesse hat, bitten wir herzlich um Meldung – wir können nichts versprechen, würden uns aber riesig freuen und versuchen, alles möglich zu machen. Wir berechnen – ausschliesslich und einmalig für Lesungen mit diesem Buch! – kein Honorar und keine Reisekosten, bitten aber um die Erlaubnis, eine Spendenaktion zugunsten von Writers for Mesopotamia durchführen zu dürfen. Dieses ist mein besonderes Buch für alle Menschen, die Gewalt und Krieg aus ihrer Heimat treibt – alle gespendeten Gelder gehen daher direkt der Syrienhilfe e.V. zu, die vor Ort Care-Pakete in Flüchtlingscamps liefert. Im Voraus: Vielen Dank.

Ausserdem freuen würden wir uns über Besprechungen in gut frequentierten Blogs und natürlich (wovon träume ich eigentlich nachts?) in jedwedem Printmedium. Bei Interesse würden wir uns (nee – ich mich … Ararat nicht) im Verlag um ein Freiexemplar bemühen und versuchen, uns (mich) erkenntlich zu zeigen (heisst auf Deutsch Bestechung, gell? Wir wohnen in London …)

So. Das war jetzt also der Startblock der Werbung. Von jetzt an geht’s im Drei-Tages-Rhythmus (denk ich mal) weiter mit Zitate-Beschuss – oder besser: mit unserem Versuch, uns euch um den Hals zu ringeln, euch ins Ohr zu säuseln und euch zu verführen.

Ein Versuch zum Einstieg folgt nachstehend.

Vielen Dank für eure Unterstützung – in den vergangenen zwei Jahren und noch.

Charlie & Ararat

Die kniende Frau aus Gabbro war die Tote auf der Grabstele vom Berg Ararat. Aber sie war auch eine von Armans namenlosen Verwandten, durch die Wüste getrieben, bis sie auf Knien rutschte und sich nicht mehr aufrichten konnte, bis sie zum letzten Mal stürzte und liegen blieb. Ihre Hände, die detaillierter ausgearbeitet waren als das Gesicht, scharrten am Boden, in imaginärem Sand. Amarna musste nichts fragen, sie wusste, was die Frau dort tat. Sie verscharrte ihr Kind. Von den Händen sah sie noch einmal auf das Gesicht, auf den seltsam verzerrten Mundwinkel. Lachen, wo Weinen hingehörte.

„Arman, bitte komm zu mir.“

„Wenn du’s nicht magst …“

„Rede keinen Unsinn“, sagte sie, „komm einfach her, damit ich dir in den Bauch kneifen und glauben kann, dass du echt bist.“

Als sie ihn hielt, wollte sie ihn nicht kneifen. Nur seinen Nacken streicheln, den Wirbel, der spitz hervorstach, wenn er den Kopf senkte. „Musst du versprechen: Meine Frau aus Urartu verkaufst du nie in die Vereinigten Staaten.“

„Ich hab sie für dich gemacht. Wenn einer sie verkauft, dann du.“

„Ist unverkäuflich“, sagte sie. „Hast du dir wirklich nie gewünscht, dass deine Steinbilder bleiben, dass jemand sich durch sie an dich erinnert?“

Er gab ihr keine Antwort. Sie spürte bis in den Bauch, wie sein Herz schlug, und irgendwann blickte sie zu ihm auf. Seine Augen waren glasig. „Sag’s mir“, bat sie ihn.

„Dass mein Kind sich erinnert“, sagte er. „Das wünsche ich mir. Dass ich lange genug lebe, damit mein Kind weiß, wie ich es angesehen habe und wie meine Stimme seinen Namen ruft.“

Gegharddoor

 

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Vorsicht, bissiger Autor

Aus gegebenem Anlass:
Weil ich gerade (nicht zum ersten Mal) miterlebe, wie eine Kollegin sich in einer solchen Lage äußerst couragiert und besonnen schlägt (Meine Bewunderung!) und mir davon an diesem schönen Tag mal wieder der Magen bockt, möchte ich das gern bekanntgeben – ohne Probleme, mich damit unbeliebt zu machen: Auf meiner Page wie in meinen Leserunden herrscht keine (grenzenlose) Meinungsfreiheit. Ich freue mich über die bunten, kontroversen Diskussionen, die Leser mit mir geführt haben, und hoffe, wir werden das in Zukunft weiter tun, aber es gibt einen Punkt, an dem bei mir jede Diskussion endet, und der ist unverrückbar. In meinen Büchern werden immer Schwule, Lesben, Muslime, Migranten, Atheisten, Menschen, die Spaß am Sex haben, Menschen, die auf Partys gehen, Menschen, die anders denken als die, die ihre Geschichten lesen, und was dergleichen “Unliebsamkeiten” mehr sind, mitspielen. Wer damit ein Problem hat, tut uns bitte allen einen Gefallen und hält sich von meinen Runden fern. Ich bin intolerant. Vor Menschenverachtung nehme ich sogar meine Romanfiguren in Schutz.

Leserunden “Als wir unsterblich waren”

Wie angekündigt möchte ich hier gern regelmäßig auf meine Leserunden aufmerksam machen – immer mit dem Zusatz, dass ich mich über Teilnehmer sehr freue. Da ich im Ausland wohne, bin ich für Lesungen zu teuer und dafür nicht bekannt genug. Somit sind Leserunden mein einziger direkter Kontakt zu denen, um die sich diese ganze Chose dreht – den netten Leuten, die ihre Zeit, ihre Gedanken und ihr Geld investieren, um meine Bücher zu lesen.

Durch diesen Kontakt wird das, was ich mir in meinem Kopfgewurstel so zurechtgedacht habe, lebendig, wirklich, anfassbar. Meine aufs Papier genagelte Geschichte bekommt eine neue Dimension. Das ist unschätzbar für mich. Und ohne zu hören, was Leser zum fertigen Buch sagen, kann ich nicht beurteilen, was von dem, was ich wollte, gelungen ist, und was in die Hose ging. Bei keinem Roman bisher war mir das so wichtig wie bei diesem, denn „Als wir unsterblich waren“ ist – amüsanterweise wird mir Schlaftüte das erst jetzt klar – das erste von den Büchern, die mich thematisch da hintreiben, wo ich hingehöre. Ob man das im Unterhaltungsroman nun darf oder nicht, es ist ja jeder für irgendein Thema mehr als für andere geboren, und dieses ist meins. Das fühlt sich so gut an wie lange nichts mehr, das mit Schreiben zu tun hat. So sehr „auf dem Weg“.

Dass ich jetzt zuschauen darf, wie „Als wir unsterblich waren“ bei den Lesern ankommt, wird mir jedes Mal helfen, wenn ich meinem „Ararat“ die Hände ins Nackenfell grabe und nicht ganz sicher bin, wo ich ihn anzupacken habe. Es wird mir mehr Sicherheit bei allen Was-geht-und-was-geht-nicht-Entscheidungen geben. Und es wird mir Mut machen. Bücher, über die niemand redet, sind tot, und mit solchen Buchleichen unter dem Schreibtisch schreibt es sich unschön weiter. Bücher, über die Leute reden, sind hingegen die reinsten Claqueure. Die sitzen hinter mir und feuern mich an.

Die erste Runde ist auf www.buechereule.de bereits gestartet, und die Diskussion, die dort anläuft, freut mich sehr, weil sie zeigt, dass Themen und Epoche des Romans nicht nur unproblematisch sind, sondern auf Interesse stoßen. Das ist sehr schön, regt an, baut auf. Weitere Runden starten demnächst auf www.buchcouch-forum.de und auf www.lovelybooks.de, wo derzeit die Bewerbungsphase läuft. Bei allen, die bereits dabei sind, bedanken wir uns herzlich, das Buch und ich.