Vorsicht, bissiger Autor

Aus gegebenem Anlass:
Weil ich gerade (nicht zum ersten Mal) miterlebe, wie eine Kollegin sich in einer solchen Lage äußerst couragiert und besonnen schlägt (Meine Bewunderung!) und mir davon an diesem schönen Tag mal wieder der Magen bockt, möchte ich das gern bekanntgeben – ohne Probleme, mich damit unbeliebt zu machen: Auf meiner Page wie in meinen Leserunden herrscht keine (grenzenlose) Meinungsfreiheit. Ich freue mich über die bunten, kontroversen Diskussionen, die Leser mit mir geführt haben, und hoffe, wir werden das in Zukunft weiter tun, aber es gibt einen Punkt, an dem bei mir jede Diskussion endet, und der ist unverrückbar. In meinen Büchern werden immer Schwule, Lesben, Muslime, Migranten, Atheisten, Menschen, die Spaß am Sex haben, Menschen, die auf Partys gehen, Menschen, die anders denken als die, die ihre Geschichten lesen, und was dergleichen “Unliebsamkeiten” mehr sind, mitspielen. Wer damit ein Problem hat, tut uns bitte allen einen Gefallen und hält sich von meinen Runden fern. Ich bin intolerant. Vor Menschenverachtung nehme ich sogar meine Romanfiguren in Schutz.

La lontananza e …

Ist das normal, dass mir jedes Wort, das ich aufschreibe, schlecht vorkommt, nur weil es anders klingt als Ararat? Und ist das auch noch normal, wenn „jedes Wort“ die Einkaufsliste einschließt?

Dass ich mich darüber freue, ist aber wirklich nicht mehr normal, oder? Ich freu mich darüber, dass ein Roman, den wahrhaftig ich geschrieben habe, einen Klang hat, den ich überall da, wo er nicht ist, sofort erkenne und vermisse, wie ein Hund, der nach Hause kommt und in allen Zimmern auf dem Boden schnüffelnd nach einem sucht, der nicht mehr da ist.

Herthawithcherries

Und hätten der Liebe nicht, zum zweiten

Ich probier’s starrsinnig weiter:

Eure schönsten Kuss-Szenen wolltet ihr mir gestern gemeinerweise nicht zeigen. (Bis auf Silke – ich bedanke mich!)

Wie stehen meine Chancen mit eurer schönsten Liebeserklärung?

Gebt ihr mir die?

Meine ist, glaube ich, die hier. Die erste, die ich unter meine eigene Haut geschrieben habe, dahin, wo ich einen Schmelzpunkt habe:

“Als er gestorben ist, sahen sie sich sogar ähnlich. Ich habe A. da sitzen sehen, mit B. in den Armen, ich hätte sie beide vor Liebe erdrücken wollen, obwohl B. schon tot war, und ich habe gedacht: Ach, mein Liebster. Irgendwann wirst du genau solch ein vogelknochiger, wattehaariger, zauberhafter Meckerkopf sein wie der da, und das ganze Haus wird kopfstehen, um dir drei Tropfen Joghurt einzutrichtern.”

Bluemoonroses

Und hätten der Liebe nicht …

Tatsächlich ist heute wieder Welttag des Kusses.

Im letzten Jahr habe ich dazu eine Szene aus meiner Hatti gepostet, die erste von mir geschriebene Kussszene, die mir gefiel. Mein erstes von mir selbst geliebtes Liebespaar. Darüber war ich so glücklich, ich hätt‘ sie küssen wollen. Jetzt ist ein Jahr später, mein Liebespaar hat 770 Seiten und etliche Küsse (und nicht nur die) mehr und ich lieb sie immer noch. Meinen Eros-und-Thanatos-Roman, den ich so viele Jahre lang wollte, kann ich jetzt zum Küssen mit unter die Rosen in meinem Garten nehmen. Ich fand schon immer: Es muss von sehr viel Liebe erzählt werden, um das Erzählen von so viel Tod auszuhalten, und Erzählen vom Tod hat ohne Erzählen von der Liebe keine Fallhöhe. So könnt‘ ich dich im Untertitel nennen, my darling Ararat: „Die Weise von Liebe und Tod der Hausfrau Doris Taylor“.

Schenkt ihr mir wie im letzten Jahr zum Welttag des Kusses eure schönsten Liebesszenen, egal ob geküsst oder sonstwie geliebt wird, egal ob hier oder auf Facebook?

Ich würde mich riesig freuen.

Einen Tag zum Küssen wünschen euch Charlie, Hatti und Ararat.

Roseunclewalter