Aus Aghtamar

“Sedats Freund Arman hatte sich stets gesträubt, wenn Sedat ihn drängte, ihm Legenden seines Volkes zu erzählen, er behauptete, Sedat kenne sie besser als er. Das war gut möglich. Armans Vater hatte Arman und sich zum Schweigen erzogen. Bei dem Gedanken zog Sedats Herz sich zusammen, und er musste seine kleine Tochter fester an sich drücken, als es Hayat behagte. Es war kein Wunder, dass ein Mann Angst hatte, seinen Sohn im armenischen Erbe zu erziehen, wenn ihm Frau und Tochter für dieses Erbes gestorben waren. Es war kein Wunder, dass ein Mann keine Kraft hatte, seinen Sohn in Liebe zu erziehen, wenn der Schmerz um sein anderes Kind ihn im Innern zerriss.

Zuweilen aber bekam man etwas aus Arman heraus. Einen Faden aus dem dichten Gewebe, aus dem sein Volk sich erschaffen hatte, so wie die Geschichte von König Gagik und der schönen Tamar, nach der die Insel benannt war. Auf Armans Gesicht stahl sich dann ein Ausdruck, über den Sedat sagte: „Du siehst jetzt aus wie euer Berg Masis. Eigentlich lächelst du, du hüllst dich nur in Wolken.“

Ararat – “Und sie werden nicht vergessen sein”, Knaur, 1. März 2016

Yerevanrock

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