“Lilly Greenstein rief den Betreuern etwas zu. Aus einer der blendenden Lichtinseln wurde ein Kind in Amarnas Richtung gereicht. Sie sah es erst deutlich, als einer der Helfer es vor ihr auf dem Pflaster absetzte. Ein anderer brachte Koffer und Rucksack, die neben dem Kind geradezu gigantisch wirkten.
Amarna erschrak. Das Kind war zart, aus den Mantelärmeln ragten knochige Gelenke, und der schief geschnittene Bubikopf war schwarz. Es hielt ein Stofftier an die Brust gedrückt und sah mit riesigen Augen niemanden an. Das fremde Kind war nicht fremd: Auf den ersten Blick wäre es spielend als Armans Tochter durchgegangen.
Chaja. Leben.
Der Wind zerrte am Haar des Kindes und riss alles fort, was Amarna belastet hatte: Armans Prüfung in Hornchurch, ihren Verrat, die ahnungslose Familie und die Kameras von British Movietone. Übrig blieb ein schmales, verlassenes, sichtlich frierendes Kind. Bülent hatte Amarna erzählt, wie er Armans Körper aus den zerfetzten Kleidern geschält hatte: „Die Rippen, sevgilim. Und die Hüften. Auf den Knochen war die Haut wie Papier, ich hab gedacht, wenn ich die anfasse, platzt sie mir auf.“
Amarna dachte das Gleiche. Auch wenn die Kleider des Kindes nicht in Fetzen hingen.”
Ararat. “Und sie werden nicht vergessen sein”. Knaur, 1. März 2016
Charlie, du machst so neugierig! Es ist kaum noch auszuhalten!
Liebe Grüße,
Monika
Ich hoffe …
Hibbel…. 🙂
Danke!