Als ich gestern Nacht nach Hause kam, hat mich A, der nicht schlafen konnte, noch auf der Schwelle gefragt: Ist das der Tag, an dem das Jahr in die Wende geht?
Über das abergläubische Festklammern an Zeiteinheiten als „gut“ oder „böse“ sollten wir in unserem Alter hinaus sein, und für Himmelhochjauchzend-zu-Tode-betrübt fehlt uns in Zweitausendvierzehn die Kraft. Aber trotzdem. Ja, ich will das jetzt glauben, gestern, März siebenundzwanzig, war der Tag, an dem das Jahr in die Wende ging. Das Gefühl, einen Sieg errungen zu haben, habe ich nicht, denn ich musste gar nicht kämpfen. (Auch wenn es mich leicht schockiert hat, dass mir nicht nur die Hände, sondern sämtliche Gliedmaßen zitterten. In Dates mit dem schönen Geschlecht kenne ich mich bedeutend souveräner …) Es ging alles von allein. Du hast Glück, Hatti. Du hast ganz unverschämtes, gottverdammtes Glück, Dich betreut nämlich jemand, der Romane so gern mag wie Pferde und mit beidem ohne Zynismus umgeht. Zwar werden wir zwei in unserer Kraken-Umklammerung allmählich zum Treppenwitz, aber das steht und schmeckt uns. Und Du darfst jetzt das werden, was ich mir für Dich gewünscht habe: Nicht mehr als ein Ferner-liefen-Roman. Aber mein Ferner-liefen-Roman. Der beste, den ich (und die Carmen, ja ja) schreiben kann. (Psst, ein Cover hast Du auch schon, aber ich hab’s noch nicht gesehen, also kann ich’s Dir auch nicht beschreiben. Aber Du wirst lachen, Hatti. Ich hab überhaupt keine Angst.)
Und dann hab ich tatsächlich mich – MICH – wenn auch wie eine Hundertjährige schlotternd, sagen hören: „Ich werde diesen Roman schreiben.“ Ich habe ziemlich lange nichts mehr gesagt, das so gut getan hat. Und das Ergebnis? Wir hören jetzt mal auf, uns so aufzuregen. Wir hören jetzt mal auf, verzweifelt um uns zu schlagen. Wir verlagern unser Gewicht, geben am Zügel eine sachte Parade und lenken dieses Jahr in die Wende. Wir machen unsere Arbeit. Und dann schinden wir ein bisschen Zeit und schreiben diesen Roman.
Was für eine hinreißende Erfahrung – zitternd darauf zu warten, dass zur Antwort ‚Ja‘ oder ‚Nein‘ kommt und ‚Warum denn nicht?‘ zu erhalten.
Über die andere gute Nachricht muss ich selbst hier, in meiner privaten Quasselecke, schweigen. Und das ist auch besser, die Nachricht ist nämlich so gut, dass sie mich abergläubisch macht. Also besser abwarten, bis ich sie schwarz auf weiß in den Fingern hab. Ich glaub, zum ersten Mal in Zweitausendundvierzehn habe ich fest geschlafen und kann ganz tief atmen. Das minimale Restzittern kommt nur von der Schieflage, vom Jahr, das sich in der Wende legt. In einer Woche fliegen wir nach Yerevan. Love you, Hatti. Love you, Ararat. Love you, Two-Thousand-Fourteen.
Oh, wie wunderbar! Ich freu mich so für Dich! Und für Hatti und Ararat!
Das ist so aufregend großartig! Aber ich sag’s ja immer (wieder): der März ist der schönste Monat des Jahres, und das nicht nur, weil der Frühling beginnt und die Natur trotz alles Rückschläge unermüdlich von Neuem beginnt.
Und überlege mal, auf die 13 folgt 14, und zusammen sind es 27. Wenn das nicht ein Zeichen gewesen ist. Es kann also nur noch besser werden…
Das klingt alles so wunderbar geheimnisvoll und aufregend, dass ich mich einfach mitfreue!