Das Dilemma des ersten Satzes

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Kennen wir alle, oder?

„Ilsebill salzte nach“, der erste Satz aus Günter Grass‘ „Der Butt“, wurde einst zum schönsten deutschen Romananfang gekürt. Ich finde den auch hinreißend. Aber die krampfhafte Suche nach einem, der auch nur in die Nähe kommt, zeitigt selten Rosen und häufig Stilblüten. Umso schöner, wenn einem einer in den Schoß fällt, von dem man das Gefühl hat, er sei immer dagewesen und es könne keinen anderen geben.

Ararat hatte so einen. Vom ersten Tag an.

Es sollte der werden, der im Kopf dieses Blogs steht: „Der soll was anderes kaufen. Kann der nicht Paris kaufen? Ach nee, in Paris regnet’s ja jetzt auch.“

Ich liebe diese Sätze. Für mich bleiben die für immer Ararats Anfang. Aber sie passen nicht mehr. Deshalb haben wir jetzt – vorläufig – einen neuen, der nicht so spektakulär ist, und zwar: „Weißt du, was ekelhafter ist, als mit Schweinen zu verkehren?“

Und weil ich über die Bedeutung von ersten Sätzen heute pausenlos nachdenke, möchte ich gern eure kennenlernen. Habt ihr Lust, mir die ersten Sätze eures Work in Progress als Kommentar zu senden? Oder die, die euch am besten gelungen sind? Ich wäre sehr gespannt. Und vielleicht können wir ja am Ende unter uns den schönsten wählen?

Gesegnete Pfingsten, fröhliches Zungenreden, Charlie

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6 thoughts on “Das Dilemma des ersten Satzes

  1. Ach, da kommen die Sätze im Blogtitel her – ich hab mich schon dauernd gefragt … Die sind toll, schade, dass du sie nicht behalten kannst. Wobei ich den neuen auch spektakulär finde. Auf jeden Fall kann man da nicht anders, als weiterzulesen. 😉

    Ich finde zwar gute erste Sätze toll (Ich sag nur: “Alle glücklichen Familien ähneln einander; jede unglückliche aber ist auf ihre eigene Art unglücklich.” Oder “It is a truth universally acknowledged, that a single man in possession of a good fortune, must be in want of a wife.” Hach!), aber ich selber habe mir da bisher wenig Gedanken drüber gemacht – mehr darüber, dass die erste Szene insgesamt gut ist, und dass der erste Absatz gleich gut genug in die Geschichte reinbringt und nicht zu viel Infodump enthält.

    Bisher ist der erste Satz meines historischen Kindes dieser:

    “… und darum kehrt um von euren schlechten Wegen, kehrt euch ab von Unzucht und Habgier, von Aufbegehren und Zorn, und tragt das Kreuz willig, das uns unser Herr auferlegt hat durch diese verderblichen Zeiten.”

    Einigermaßen feurige Predigtworte, allerdings wirkt der Prediger nicht so feurig, gleich danach spreche ich von seinen fadenscheinigen Hemdsärmeln unter dem Talar und seiner dünnen Stimme, mit der er etwas schief einen Choral anstimmt. 😉 Wie gesagt, der erste Absatz ist bei mir das, was mir erst mal wichtiger ist.

  2. Die sind toll, Birthe. Gewagt und einladend. Das waere auch das, was ich gern haette von Eingangssaetzen. Und natuerlich duerfen sie nicht klingen, als haette man wochenlang nach ihnen gesucht … schon gar nicht, wenn man’s getan hat.

    Im besten Fall erlebe ich einen Anfang (und bin da voellig deiner Meinung – das muss nicht in einen Satz gepresst werden, der ganze Eingang zaehlt) als komplette Ouvertuere: Alles versprechend und nichts verratend.

    Freut mich riesig, dass du Ararats Tuerschild da oben magst. Die Saetze behaelt er natuerlich. Nur das, was ich als Eingangskapitel geplant hatte, muss an Platz Zwei ruecken, samt Regen in Paris.

    Ich lasse deinen Roman herzlich gruessen,
    Charlie

    • Kein HR ist ueberhaupt kein Problem. Ararat ist, glaube ich, auch keiner, und uns ist jeder Romananfang herzlich willkommen. Leider sehe ich aber deinen Anfang nicht!
      Froehlichen Abend wuenscht Charlie

  3. Ein bisschen spät, aber …

    “Das Beste am Großwerden ist das Recht, auf dem Beifahrerplatz zu sitzen.”
    (aus einer Geschichte über den zeitigen und den unzeitigen Tod)

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