A Cow for Brendan Fraser – Patron’s Gala mit Darren Aronofskys ‘The Whale’

Allzu viel über den Film wird in diese Besprechung nicht passen. Der Platz wird benötigt. Für Brendan Fraser. Dem British Film Institute verdanken wir diese grandiose Patron’s Gala, die mitzuerleben, ein Privileg war, und als nach dem prachtvollen Buzz samt winkendem Darren Aronofsky schließlich die Vorführung begann, überfiel mich ein höchst seltenes Phänomen, das ich ‚Heath-Ledger-feeling‘ getauft habe: eine kribbelnde Gewissheit, gleich etwas Großes zu erleben.

Und in der Tat. Wir haben etwas Großes erlebt, auch wenn sich Frasers Darstellung in ihrer Demut, Nacktheit, Verwundbarkeit und in ihrem rückhaltlosen Mut weit eher mit der von Joaquin Phoenix als mit der von Heath Ledger vergleichen lässt. Wer mich kennt, weiß, dass ich ein höheres Lob kaum zu vergeben habe. Go, save a cow, Brendan. Ich hab’s damals gesagt, und ich sag’s jetzt: Gebt dem Mann den Oscar. Da kann unmöglich noch etwas kommen, das auch nur annähernd mithält – mit einem Schauspieler, der zwei Stunden lang aufzeigt, wie weit Schauspiel gehen kann: Bis zu einer Selbstentblößung, ja Selbstaufopferung, die vermutlich – hoffentlich – kathartisch für ihn gewirkt hat, und die kathartisch für uns wirken kann, wenn wir es ihr erlauben. Eine Studie in Mitgefühl, in Demut, in Hingabe, die etwas in uns in Bewegung setzen kann –etwas sehr Gutes, sehr Starkes, etwas, das heilt. 

Als das Licht anging und dieser bildschöne Mensch heraustrat und sich so tief verbeugte, wie ich es nie zuvor bei einem Schauspieler gesehen habe, fand ich, dass stattdessen wir uns vor ihm hätten verbeugen sollen und uns schweigend bei ihm bedanken.

Ich bin jedoch sicher, die Standing Ovations hat er als Ersatz gern genommen. Vielen Dank, Mr. Fraser.

Applaus auch für Darren Aronofsky, der mit diesem Film ein gehöriges Maß an Courage und verblüffende Empathie bewiesen hat. Seine Regie schafft einen klaren, knappen, kompakten Film, der ohne Frage beeindruckt – aber wiederum nur, wenn wir es ihm erlauben. Es tut mir weh, einzugestehen, dass ich fürchte, der Film ist – zusätzlich zu den erwarteten Hemmschwellen – zu bühnenhaft, zu ‚geschrieben‘ für das ganz große Publikum (auch wenn die vollgestopfte Festival eine Begeisterung aufbot, wie ich sie lange nicht gesehen habe). Außerdem war ich enttäuscht von der Leistung von Sadie Sink, die keine Lust zu haben schien, für ihr Geld mehr zu tun als hin und her zu stampfen und dabei auf mich frappierend talentlos zu wirken. Auch Hong Chau konnte mich nicht völlig überzeugen, weshalb ich mehr als vier Sterne für den Film insgesamt nicht vergeben kann. Das hindert mich allerdings nicht daran, ihn zu lieben und ihm für seinen Weg das Allerbeste zu wünschen. Über Brendan Faser werden wir eines Tages reden, wie wir – ja ich weiß, das habt ihr jetzt kommen sehen – über Heath Ledger reden. Damals war ich nicht dabei. Aber gestern Nacht.

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