Hulk smash puny money.
Schön wär’s. Aber so einfach ist es leider nicht. Wer darauf hofft, ist schon lange im falschen Film. Kein Age of Ultron. Endgame trifft es eher.
Alles wird teurer? Tatsächlich? Der gängigen Meinung zufolge werden Textarbeiter offenbar billiger. Vermutlich sind ihre Lebenshaltungskosten gesunken. Oder ihre Arbeit verliert an Qualität, Wert oder beidem.
Ich möchte hier mal Farbe bekennen und denke, über kurz oder lang kommen wir nirgendwohin, wenn wir einander gegenüber nicht die Karten auf den Tisch legen.
Hier sind meine:
Ich habe hintereinander sechs Romane geschrieben, die auf der Spiegelbestsellerliste standen. Das höchste Garantiehonorar, das ich derzeit für einen Roman erhalte, liegt 6000 Euro (In Worten: sechstausend) unter dem, was ich im Jahr 2006 für einen Roman erhalten habe, der nicht auf der Bestsellerliste stand und auch kein Spitzentitel war. Dass damit die Kalkulation auch für Menschen schwer wird, die im oberen Drittel der Autorenpyramide verdienen und nicht oder nicht ausschliesslich von ihren Romanen leben müssen, versteht sich, denke ich, von selbst. Wie es den übrigen geht und wie sie sich durchschlagen, möchte ich vielleicht so genau gar nicht wissen …
Dass wir damit leben müssen, wenn wir weitermachen wollen, dass die Verlage nicht die Bösen sind, sondern irgendwie ja auch mit in diesem sinkenden Boot sitzen, sei hier erst einmal akzeptiert (meine Verlage sind nett. Was vor allem bedeutet: sie sind fair). Diese Entscheidung ist aber eine, die ich für mich persönlich und für meine eigenen Projekte treffe. Alles andere, was ich mit Texten – genauer gesagt mit den Projekten anderer Leute – mache, ist MEIN BERUF. Der ernährt meine Familie. Und die Preise dafür sind nicht verhandelbar.
Wenn mir jemand für ein Lektorat, ein Ghostwriting, ein Coaching oder eine Übersetzung ein Honorar anbietet, den ich bereits als Studentin (ich bin alt. Mein Studium ist nicht nur lange, sondern sehr lange her) abgelehnt habe, weil er nur so ein kleines Budget habe, dann empfinde ich das nach dreissig Jahren Berufserfahrung nicht nur als finanziell halsbrecherisch, sondern auch als demütigend. Und damit als indiskutabel.
Meine Preise sind nicht verhandelbar. Es sind die Preise, die ich als die niedrigstmöglichen errechnet habe, um auf einen Stundensatz zu kommen, der meiner Ausbildung, meiner Erfahrung, meinen Referenzen und meiner Leistung entspricht. Die – meine Leistung – ist auch nicht verhandelbar. Ich schicke niemandem für sein zu kleines Budget einen zu kleinen Text. Wenn das die einzige Möglichkeit wäre, weiter mit Texten zu arbeiten, dann entschiede ich für mich, NICHT mehr mit Texten zu arbeiten.
Ich werde somit die Preise ab 1. Januar 2020 auch wieder erhöhen und nehme Buchungen zu den alten Preisen nur noch bis 23. Dezember 2019 entgegen. Buchungen erfolgen nur gegen Zahlung der ersten Rate, ohne Zahlung reserviere ich keine Termine. Auch das ist nicht verhandelbar. Wer das unbarmherzig findet, dem gebe ich bis zum gewissen Grad nicht Unrecht. Ich sitze aber in demselben unbarmherzigen Boot. Deshalb bitte ich unter uns Textarbeitern: Tun wir uns das gegenseitig nicht an. Wenn wir kein Geld haben, zu bezahlen, was wir wert sind – bitten wir einander nicht um Leistungen. Wer, wenn nicht wir, wüsste, wie viel Arbeit diese Leistungen erfordern? Und wer, wenn nicht wir, sollte das auch im Jahr 2019 noch respektieren?
Meine Preise sind nicht verhandelbar.
Und wer sich fragt, wem ich das zehnmal vorbete und aus welchem Grund, dem sei verraten: Mir selbst. Damit ich endlich aufhöre, mit mir über meine Substanz verhandeln zu lassen. Im Sinne des Wortes. Hulk smash usw. Euch allen einen schönen Tag und nette Kunden.