Mein Schönster.
In den letzten Tagen hat „Als wir unsterblich waren“ dir die Show gestohlen, was dich nicht kratzt, weil du um dich keine Show magst. Gedacht habe ich trotzdem unablässig an dich, was dich auch nicht kratzt – so wenig wie, dass ich dich vermisst habe. Mich so tief und so unerwidert in einen Mann aus Fleisch zu verlieben, hätte ich mir nie gestattet, nicht einmal mit sechzehn. An dir entzückt mich die kalte Schulter. Der Noli me tangere-Blick. Ich bin so froh, dich gehabt zu haben, auch wenn ich dich nicht hatte. Das Gefühl, dich „geschaffen“ zu haben, hatte ich nie. Du hast dich selbst geschaffen – und mich geschafft.
Der Tage habe ich mir Sorgen um dich gemacht und war zugleich stolz auf dich, weil du auf meine Sorgen pfeifst und alles allein kannst. Heute kommst du aus dem Lektorat, heute sehe ich dich zum ersten Mal wieder, nachdem ein anderer als ich dich hergenommen, dir Schliff verpasst oder dir womöglich auch den schönen Kopf zurechtgerückt hat. Nicht so zärtlich und zimperlich wie dein Autor, fürchte ich. Aber du bist ja hart im Nehmen. Vergisst du bitte trotzdem nicht, egal wie es ausgegangen ist, dass dein Autor dich liebt und sich im Notfall vor dich stellt?
Doch, das vergisst du. Denn es kratzt dich ja nicht, und wenn ich vor dir stehe, zischst du: Du stehst mir im Weg.
Du kannst ohne mich. Du bist von mir längst weit weg. Das tut weh. Aber es macht mich auch zum Platzen stolz. Gute Reise, mein Schönster. Yertak parov.
Und ich werde jetzt gar nicht mehr erwaehnt, nein? Vielleicht hast du das Gefuehl, MEINE Figuren geschaffen zu haben, nicht, weil ICH sie geschaffen habe!
Die Carmen