Es ist schön (sehr schön) ((sehr sehr sehr sehr sehr schön)), meinem Roman Ararat irgendetwas zu schreiben. Aber am schönsten, das gebe ich frei von Schamröte zu, ist es, ihm von der Liebe zu schreiben.
Ich hab so etwas in der Vergangenheit nicht gern gemacht, obwohl ich immer davon schreiben will – von der Liebe, vom Krieg und vom Tod. Die Liebe schrieb sich so schwer. Was ich vom Krieg und vom Tod schrieb, hatte manchmal Ähnlichkeit mit dem, was ich im Kopf hatte. Was ich zur Liebe im Kopf hatte, kribbelte mir zwischen den Schenkeln, ich wollte beim Liebe-im-Kopf-haben immer nie meiner ordentlichen Schwägerin Theresa begegnen, aber auf dem Papier landeten zwei Trau-mich-nichts, die mit klobigen Schritten aufeinander zu strauchelten und wie Roboter nach Körperteilen langten, bei denen ich mich fragte, wo ein Mensch die eigentlich haben soll. Beim Im-Kopf-haben war mir lustig, beim Aus-dem-Kopf-herauszupfen lüstern und beim Aufschreiben verging mir die Lust.
Dabei lese ich das so gern. Bei D.H. Lawrence kann ich mir keine halbe Seite darüber geben, wie ein schöner Mann sich Butter auf ein Brot streicht, um’s mit in ein Bergwerk zu nehmen, ohne auf dem Stuhlkissen zu zerfließen. Dabei wird mir schummrig. Bei mir selbst wird mir schläfrig. Und das hat mich immer traurig gemacht, weil in meinem Kopf nichts vom Schlafen war.
Dann hab ich die Hatti geschrieben und alles war anders.
Und bleibt es.
Jetzt hab ich zwei, die schon zu tänzeln beginnen, wenn sie sich an entgegengesetzten Enden des Raumes gegenüberstehen. Lange ehe sie die Buttermesser zücken. Zwei, die kaum die Köpfe zu heben wagen, weil dann alles zu spät ist. So sehr zu spät, dass die blindlings in meine ordentliche Schwägerin Theresa hineinlaufen würden, weil sie nur Augen, Nasen, Hände, Füße (!) für einander haben. Zwei, die B sagen, lange ehe sie an A auch nur denken. Sie ist schön, und er ist der Schönste, aber wenn sie von ihren Butterstullen auf und einander in die schönen Augen sehen, werden sie so schön, dass es verboten werden müsste. Und in der Mitte ihrer Blickstrecke, da wo’s zusammenprallt, schmilzt ihr Autor. Ich.
Etwas in mir fand schon vor 36 Jahren über Salomons Hohelied, dass Nässe und Duft von Sex etwas vollkommen Heiliges haben. Du bist schön, mein Freund, schön bist du, unser Lager ist grün. Meine zwei, die selbst frisch gewaschen vor Sex stinken, sind mir so heilig wie die schönste Sünde.
Aus meinem Kopf, durch meinen Stift, auf mein Papier und zwischen meinen Lenden bricht ein kleiner Vulkan aus, ehe ich Zeit hab, mich um meine Schwägerin Theresa zu scheren. (Bin ja auch umgezogen … die wohnt nicht mehr um die Ecke)
Jetzt hab ich zwei. Jetzt hab ich so sehr zwei.
Die brauch ich nicht zu schreiben. Die schreiben sich nicht mal selbst für mich, denn um mich scheren die sich so wenig wie um meine Schwägerin Theresa. Die haben nur Augen und Hände, nur Nasen und Füße, nur sich schlingende Schenkel und lechzende Münder für einander. Die machen Liebe auf dem Papier, noch wenn sie ihre Hypothek begleichen, die Trümmer ihrer Parties begutachten und die Bretter mit ihren Butterstullen (er verträgt keine Butter, sie, wenn sie ihn lange ansieht, auch nicht mehr) sehr langsam, sehr lüstern beiseiteschieben.
Ich geh jetzt wieder. Mir nimmt das den Atem und jeden lästigen Rest von Anstand. Die haben Namen wie zwei Zirkusclowns, die zwei. Aber gegen das, was die versprühen, ist ein Pulverfass ein Schminkdöschen.
Erzählt ihr mir auch, wie ihr von der Liebe schreibt, wenn eure zwei (oder drei. Oder sechs) euch lassen?
Wir würden uns freuen. Charlie (gespannt) & Ararat (anderweitig beschäftigt)