
München war zum Küssen. Und bei einer Kollegin habe ich gerade gelesen, dass heute der „Welttag des Kusses“ ist. Luschtig, was es alles gibt. Weit aufregender fand ich aber die Idee der Kollegin, zu diesem Anlass eine eigene Kuss-Szene, die man gern mag, zu posten. Noch vor zwei Jahren hätte ich nicht den leisesten Wunsch verspürt, dabei mitzumachen, sondern hätte mich leicht neidisch verkrochen, denn so etwas hatte ich nicht – eigene Kuss-Szenen, die ich gern mochte. Jetzt hatte ich Probleme, mich zu entscheiden, und das freut mich zum Küssen! So sehr, dass ich riesige Lust bekomme, eure Kuss-Szenen zu lesen. Wer küsst mit und postet mir hier – oder bei Facebook – welche dazu (Link zu eurer eigenen Site ist natuerlich genauso gut).
Wie hinreißend, mit einem Primo uomo zu verkehren, der weiß, wie man’s macht. Ich möcht‘ ihn immerzu küssen, wo er schön ist.
Hier kommt Hatti die Erste (von Ararat ganz zu schweigen):
Seine Miene war skeptisch, und Amarna musste wiederum an das Gilgamesch-Epos denken, an ihre Lieblingsverse über Enkidu, der mit der Wohltat von Speise und Trank nichts anzufangen wusste:
„Brot legten sie ihm vor.
Bier stellten sie ihm hin.
Enkidu aß nicht das Brot, ratlos schaute er in die Runde.
Brot zu essen hatte er nie gelernt,
Und Bier zu trinken war ihm unbekannt.“
Er nahm ihr den Becher aus den Händen, trank und gab ihr das Gefäß zurück. Als ihre Hände sich trafen, strich sie ihm über den Handrücken. Erstaunt sah er sie an. Sie sah ihn auch an. Ohne Worte rückten sie zueinander. Amarna stellte den Becher auf die Lehne. Sie legte die Arme um den Fremden, spürte unter den Fingerspitzen das Zucken gespannter Muskeln und suchte behutsam, um ihm nicht wehzutun, seine Lippen. Er legte die Arme um sie und fand die ihren sofort. Hätte sie den Mund nicht gleich darauf vollgehabt, hätte sie aufjauchzen wollen. Sie hatte nicht gewusst, dass man einen Menschen so küssen konnte, ohne etwas zu denken, das ablenkte, ohne etwas zu fühlen als Lippen, Mundhöhle, Hunger und Entzücken.
Als er sich löste, war sein Gesicht verändert, auch wenn er noch immer nicht lächelte. Sie sah seinen frisch geküssten Mund an und glaubte, ihr Inneres wie Espenlaub rascheln und flüstern zu hören. Flüchtig betastete er sich die Schultern, als fiele es ihm schwer zu fassen, dass ein Mensch ihn bis eben an diesem Teil seines Körpers in den Armen gehalten hatte. Dann begannen seine schlanken Finger ihr das Haar hinter die Ohren zu streichen, immer wieder, sooft es nach vorn fiel, wie in einem Spiel, von dem er nicht genug bekommen konnte. „Amarna“, sprach er vor sich hin, jede Silbe wie eine der Perlen an ihrem Armband. „Amarna.“